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Streit um Sekunden

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Albertstraße in Richtung Albertplatz

Albertstraße in Richtung Albertplatz

Am Donnerstag soll der Stadtrat über die Albertstraße abstimmen. Es geht darum, eine Autofahrspur zu entfernen und stattdessen auf beiden Seiten der Straße Radwege einzuordnen.

Die Vorgeschichte: 2010 hatte der ADFC eine Petition zur Einrichtung von Radstreifen auf der Albertstraße eingereicht. Der Petitionsausschauss forderte, dass ein Verkehrsversuch stattfinden soll. Dazu kam es bis heute nicht. Im Sommer 2017 entschied Bau-Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain, dass die Radstreifen gebaut werden sollen und dafür eine Autospur entfällt. Eigentlich könnte das jetzt schon fertig sein, aber es fand sich keine Bau-Firma.

Dann änderten sich die Verhältnisse im Stadtrat. Drei SPD-Abgeordnete verließen Rot-Rot-Grün und mischen nun in der neuen Bürgerfraktion mit. Diese hat nun gemeinsam mit der FDP und der CDU beantragt, die Radfahrstreifen-Idee zu stoppen.

Darüber wird am Donnerstag abgestimmt und beide Seiten laufen sich warm. Die FDP hat entlang der Straße und auch in der Innenstadt Plakate aufgehängt, die Grüne Jugend kontert mit einer Demo, heute Nachmittag, 18 Uhr.

Albertstraße in Richtung Carolaplatz

Albertstraße in Richtung Carolaplatz

Radverkehr wächst

Währenddessen teilt die Stadtverwaltung per Pressemitteilung mit, dass der Radverkehr in den vergangenen zehn Jahren um 60 Prozent zugenommen hat. Der ADFC hat ermittelt, dass Radfahrer mit den neuen Radwegen für die Strecke 2:25 Minuten schneller würden. In einer verkehrstechnischen Untersuchung des Straßen- und Tiefbauamtes heißt es: Die Wartezeiten für KfZ verlängern sich in der Rush-Hour um eine Sekunde in Richtung CarolabrückeAlbertplatz*. In der Gegenrichtung sei mit keinen Einschränkungen zu rechnen.

Geplant ist die Autos auf zwei Streifen wie bisher zur Brücke fahren zu lassen, in der Gegenrichtung soll ein Streifen wegfallen. Die Autostreifen rücken in die Mitte und beiderseits sind Radstreifen geplant.

FDP-Fraktionsvorsitzender Holger Zastrow

FDP-Fraktionsvorsitzender Holger Zastrow

Zahlensalat des Baubürgermeisters

Holger Zastrow, Fraktionsvorsitzender der FDP-Fraktion, sieht das etwas anders. In der Untersuchung werde nur der Kreuzungsbereich gemessen. Das sei eine bekannte Taktik, einzelne Bereiche herauszunehmen. „Wir brauchen Hauptverkehrsstraßen in Dresden“, sagt er und befürchtet, dass es sonst mehr Schleichverkehr durch das Regierungsviertel gäbe. Die neuen Radfahrzahlen der Stadtverwaltung bezeichnet er als PR-Show. „Der Zahlensalat des grünen Bürgermeisters widerspricht allen Erkenntnissen“, so Zastrow.

Die Fronten scheinen verhärtet. Möglicherweise wird es am Donnerstag nun auf die Stimmen der AfD-Fraktion ankommen. Deren Stadtrat für Umwelt- und Verkehrspolitik, Jörg Urban kritisiert in beide Richtungen. „Herr Lichdi von den Grünen will ungestört Rad fahren, der Auto-Liberale Herr Zastrow ungehindert mit dem PKW.“ Zwischen diesen ideologischen Gegensätzen sei kein Platz für eine weitsichtige und an den Bedürfnissen aller Dresdner ausgerichteten Verkehrsentwicklung, so Urban.

Stadtratssitzung

Der Stadtrat tagt am Donnerstag, 24. Januar ab 16 Uhr. Die Abstimmung zur Albertstraße ist derzeit der Tagesordnungspunkt 31. Es könnte also spät werden mit der Entscheidung. Die Stadtratssitzung kann man vor Ort im Rathaus oder im Livestream auf dresden.de verfolgen.

*Da ist in der ersten Variante des Textes ein Fehler unterlaufen. Die Auswertung der verkehrstechnischen Untersuchung gibt es ausführlich auf den Seiten der Grünen, (PDF – 41 Seiten).

Der Beitrag Streit um Sekunden erschien zuerst auf Neustadt-Geflüster.


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