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Grenzenlos demonstrieren

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Julia Schlösser und Kristina Reed starten am Sonnabend den "Libereco de Movado"

Julia Schlösser und Kristina Reed starten am Sonnabend den „Libereco de Movado“

Warum werden Menschen auf Grund ihrer Staatszugehörigkeit diskriminiert? Und warum kann sich nicht jeder Erdenbewohner frei zwischen Staaten und Grenzen auf der ganzen Welt bewegen?

Diesen Fragen geht die Protestbewegung „Libereco de Movado“ ab Sonnabend, dem 7. April nach. Dazu gehören auch die zwei Studentinnen Julia Schlösser und Kristina Britt Reed. Zusammen mit sechs weiteren Dresdner Menschenrechtlern planen sie eine Etappenwanderung durch Europa und Nordafrika. Ihre politische Forderung ist klar formuliert: Bewegungsfreiheit als Menschenrecht. Und diese Politik wollen sie über Kunst und Zusammenkommen ausdrücken.

Mit Keulen, Bällen und Rucksäcken starten sie am Sonnabend um 9 Uhr vom Alaunplatz. Begleitet wird die Bewegung von der Band „Ensemble Incroyable“. Um 10.30 Uhr wird es eine Kundgebung an der Frauenkirche mit der Musik von Sängerin Dota geben.

Danach läuft die friedliche Protestbewegung bis nach Meißen, dort ist die erste Übernachtung geplant. „Jeder kann sich uns zu jeder Zeit anschließen und solange mitgehen, wie er oder sie möchte“, sagt Kristina Reed. Über ihren Newsletter halten sie Interessierte auf dem Laufenden.

Anschließend wird „Libereco de Movado“ über Riesa, Oschatz, Wurzen am 11. und 12. April in Leipzig eintreffen. Von dort aus geht es über Borna, Altenburg, Glauchau, Zwickau bis nach Hof. „Bis dahin werden wir schon drei Grenzen überwunden haben – zwischen Sachsen und Thüringen, zwischen Thüringen und Bayern, sowie die ehemalige DDR-Grenze“, sagt Kristina Reed.

Die Studentin initiierte die Idee im Dezember 2017 und erhielt starken Zuspruch von dem Verein „Support Convoy“. Ihr Vater ist Professor für Menschenrechte in der Schweiz. Doch laut Kristina Reed schreibt er nur Bücher für Akademiker – deswegen wolle sie nun Initiative ergreifen. Inspiriert wurde sie außerdem vom „March for Aleppo“, der im vergangenen Jahr stattfand. Sie selbst will die gesamten sieben Monate an dem friedlichen Marsch für Bewegungsfreiheit teilnehmen.

Die Bewegung hat drei Namen: „Zirkus ohne Grenzen“, „Freedom of Movement“ und „Libereco de Movado“ – Letzteres ist Esperanto, womit die Initiatoren auf den imperialistischen Ursprung unserer heutigen englischen Weltsprache aufmerksam machen wollen.

Bis Hof wandern sie die gesamte Strecke – immer in Begleitung eines Autos, welches Gepäck, Kochzeug und Jonglierzeug transportieren wird. Außerdem wollen sie Menschen, die schlecht zu Fuß sind, die Chance geben mitzukommen. Ab Hof nehmen sie einen Bus in die französische Stadt Nancie. Von dort geht es zu Fuß, mit Bus und Bahn durch Frankreich, Belgien und Spanien nach Portugal. Dort werden sie im Juli zum internationalen Kunst- und Musikfestival „Boom“ eintreffen. Anschließend wandern sie durch Marokko, Algerien und Tunesien.

Das topographische Ziel ist nicht klar formuliert, denn der Weg sei das Ziel, sagt Kristina Reed. Sie wollen sich an den Orten Zeit nehmen, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Das politische Ziel jedoch steht: Bewegungsfreiheit als Menschenrecht soll in die UN-Charta und in die europäischen Menschenrechtskonvention ergänzt werden.

Unterstützt wird der „Zirkus ohne Grenzen“ von einem großen sozialen Netzwerk. Sie pflegen Kontakte zu den verschiedensten sozialen Gruppen in Europa – insbesondere zu Theater- und Kunstvereinen. Das erleichtert der Bewegung die Planung enorm, da sich in fast jedem Ort eine kostenfreie Übernachtung finden lässt. Auf Spenden sind sie zwar angewiesen, doch die politische Forderung steht für sie im Vordergrund. Sie nehmen gern Spendengelder über den Verein „Support Convoy“ an.

Warum aber gerade Zirkus? Initiatorin Kristina Reed arbeitete selbst sieben Jahre als Trapezkünstlerin. Zurzeit nimmt sie am Dresdner „Refugee Art Center“ teil. Sie sieht Theater und Zirkus als perfekte Kommunikationsquelle, um Menschen für Themen zu sensibilisieren. Es vereinfache komplexe Probleme und bringe eine Vielfalt an Menschen zusammen.

Auf die Frage, ob sich die beiden als Deutsche sehen, schüttelt Kristina verneinend den Kopf. Sie ist in der Schweiz geboren, ihr Vater kommt aus den USA, ihre Mutter aus Deutschland. Sie lebte für einige Jahre in Brasilien und Kuba. Jetzt bezeichnet sie sich als Erdenbewohner. Studentin Julia Schlösser hingegen blickt unsicher. Sie hinterfragt das Staatensystem. Aber Deutschland ist eben auch ein Teil von ihr. Vielmehr geht es ihnen mit der friedlichen Protestbewegung darum, Menschen zum Thema der absurden Grenzziehungen zu sensibilisieren.

Libereco de Movado wünschen sich eine große Teilnahme zu allen Orten. Wer nicht mitlaufen kann, wird vor Ort in Dresden gebraucht, um die Wanderung zu planen. „Engagement kann so leicht sein“, ermutigt Julia Schlösser.

Zirkus ohne Grenzen

Start am Sonnabend, 7. April, 9 Uhr am Alaunplatz
Weitere Informationen unter: www.freedomofmovement.de und auf Facebook

Am Sonnabend ist Start auf dem Alaunplatz.

Am Sonnabend ist Start auf dem Alaunplatz.

Der Beitrag Grenzenlos demonstrieren erschien zuerst auf Neustadt-Geflüster.


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