
Das Dilemma der Bunten Republik Neustadt steht seit einigen Jahren fest: Zu viele Besucher*innen, zu kommerzialisiert, zu viel Müll, zu chaotisch bei den Anmeldungen, zu wenig Beteiligung der Anwohner*innen, zu bürgerlich, zu wenig Kultur und zu viel Bier. In der Kritik wird sie auch gern „Dresdner Stadtfest 2.0“ genannt. Mit einer alternativen Republik mit Straßenfestcharakter hat es immer weniger zu tun. Zwar wird die BRN jedes Jahr stärker besucht, doch die Neustädter*innen vermeiden das Fest mehr und mehr. Wie kann man da was ändern?
Die beiden Neustädter Stadträte Magnus Hecht (DIE LINKE) und Johannes Lichdi (Bündnis 90/DIE GRÜNEN) sowie BRN-Koordinatorin Ulla Wacker schlagen eine Satzung für die BRN vor. Was wären die wichtigsten Änderungen?
- Momentan läuft die BRN als Stadteilfest unter der Straßensondernutzungssatzung. Das Problem dabei: Die Stadt kann bestimmte Herausforderungen nicht bewältigen – und: Gebühren für kommerzielle Marktstände fallen zu niedrig aus.
- Durch den neuen Satzungsvorschlag würde die BRN ein eigenes Selbstverständnis bekommen – die BRN als „kulturgeprägtes, kommunikatives und nicht-kommerzielles Stadtteilfest“, das vor allem für die Anwohner*innen und Gewerbetreibenden organisiert wird, und nicht als überregionales Event beworben wird. Kommerzielle Angebote sollen teilweise zurückgedrängt werden. „Wir wollen den Tourismus nicht weiter ankurbeln“, so Magnus Hecht. Die BRN müsse ein Fest für die Neustädter*innen sein.
- Das Inselkonzept soll erweitert werden, indem bestimmte Straßen in Zonen eingeteilt werden. Je nach Nutzung können das Zonen mit ausschließlich kostenfreien Angeboten ohne elektronische Verstärkung sein (z.B. ein Kinderflohmarkt oder eine Kunstausstellung), Zonen mit Bühnen und lauter Musik oder Zonen mit kommerziellen Ständen. Insgesamt gibt es fünf verschiedenen Typen dieser Zonen. Damit soll unter anderem versucht werden, DJ-Anlagen besser zu verteilen, leere Straßenzüge zu vermeiden. In bestimmten Straßenzügen könnten damit spontane und gebührenfreie Stände möglich sein, ohne das man diese vorher anmelden muss. Eine Stärkung der nachbarschaftlichen Selbstorganisation. „Es gibt ein Übergewicht professioneller Gastronomiebetreiber*innen – dabei lebt die BRN von kleinen unkommerziellen Ständen“, sagt Magnus Hecht.

- Die neue Satzung soll die Kultur stärken. „Kultur braucht einen finanziellen Rückhalt“, sagt Ulla Wacker. So sollen kommerzielle Stände Kultur und Kunst finanziell unterstützen. Eine Kombi aus Bierwagen, Imbissbude und Bühne, die sich gemeinsam stärken.
- Die Verwendung von wiederverwendbarem oder kompostierbarem Geschirr soll zur Pflicht für alle Anbieter*innen werden.
- Magnus Hecht und Johannes Lichdi wollen ein BRN-Kuratorium einrichten. Es soll die Stadt bei Fragen zur BRN zu beraten und Stellungnahmen beziehen. Die 7 bis 15 Mitglieder, bestehend aus Inselverantwortlichen, Neustädter*innen, Künstler*innen und Gewerbetreibenden sollen alle demokratisch vom Stadtteilbeirat gewählt werden.
- Für eine besser Planbarkeit soll das Sicherheitskonzept bis zum 15. November des jeweiligen Vorjahren erstellt werden.
Dieser Satzungsvorschlag wird nun weiter diskutiert und danach dem Stadtrat vorgelegt. Dass die Satzung bei der nächsten BRN schon gilt, scheint unrealistisch. Johannes Lichdi und Magnus Hecht halten es dennoch für möglich, Elemente wie das BRN-Kuratorium und die zonale Einteilung bei der nächsten BRN 2020 anzuwenden.Am Montag, den 18. November um 19 Uhr laden Johannes Lichdi, Magnus Hecht und Ulla Wacker alle Interessierten ins Stadtteilhaus der Neustadt ein, um über den Satzungsvorschlag ins Gespräch zu kommen.
Eindrücke von der BRN 2019
Foto: Marco Papajewski. Bilder von ihm auch auf Instagram.
Der Beitrag Neue Ideen für die BRN erschien zuerst auf Neustadt-Geflüster.