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Stereo Total in der Scheune

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Die Hamburger Band „Stereo Total“ spielt am kommenden Freitag in der Scheune. Das Neustadt-Geflüster verlost Freikarten.

„Ich bin eine Sprachkünstlerin, die den Humor in Kauf nimmt“, soll Françoise Cactus einmal über sich selbst gesagt haben. Diesem Satz der Sängerin der Band ist nichts hinzuzufügen, allerdings hat sie den gewohnten Stereo Total-Wortwitznicht in allen Texten dieser Platte zum Zuge kommen lassen. Viele Stücke erinnern an ernste und verzweifelte Lieder, die sie in der Zeit ihrer ersten Band „Les Lolitas“ geschrieben hat. Trotzdem schimmert in „Keine Musik“ oder „Einfach“ noch der anarchische Humor, der Stereo Total auszeichnet.

Stereo Total – Foto: Hervé Cabine
Stereo Total – Foto: Hervé Cabine

Musikalisch orientiert sich diese inzwischen zwölfte Stereo-Total-Schallplatte an überhaupt nichts mehr. Konnte man auf früheren Alben noch von Einflüssen (Chanson, Trash, Disco, R’n’R, Punk, NDW) und musikalischen Stilmitteln sprechen, so sind Stereo Total jetzt in einem Universum angekommen, das nur ihnen allein zu gehören scheint und das an nichts Bekanntes mehr erinnert.

Die gekonnte Produktion von Françoise Cactus auf 8-Spur-Kassetten-Technik trägt zum außergewöhnlichen Klangerlebnis bei. Brezel Göring spielt wie immer auf Musikinstrumenten, die wohl nur Kinder in bildungsfernen Haushalten jemals zu Gesicht bekommen haben: Plastikbabyorgeln und schauderhafte Mäuseklaviere, dazu Selbstbaugitarren, die von einem handwerklich unbegabten Schreiner zusammengeleimt worden zu sein scheinen.

Aber Stereo Total machen nach wie vor elektronische Musik, mit Flohmarkt-Casio-Klängen, die als direkte Kritik an dem was man unter elektronischer Musik versteht gelesen werden kann. Wahrscheinlich lässt sich jedes Musikinstrument in gesellschaftliche Koordinaten übersetzen, und in diesem Sinne sprechen die Arbeitmittel von Stereo Total eine deutliche Sprache.

Außerdem machen Stereo Total weiterhin auch immer noch LoFi-Garage-Rockmusik, die alle männlichen Klischees, die man mit Gitarrenmusik verbindet, lächerlich macht mit einem Gegenentwurf, der in Françoise Cactus‘ Schlagzeugspiel als Feminismus, Anti-Professionalismus und subversivem Dilettantismus mitschwingt.

Es fällt schwer, Stereo Total irgendwohin einzuordnen, wahrscheinlich muss man einfach mit Flann O’Brien sagen: „Wann wird es je wieder ihresgleichen geben?“

Stereo Total in der Scheune

  • 4. Oktober, Einlass ab 19 Uhr
  • Alaunstraße 36-40, 01099 Dresden
  • Das Neustadt-Geflüster verlost dreimal zwei Freikarten. Bitte eindeutiges Interesse in die Kommentarspalte schreiben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Der Beitrag Stereo Total in der Scheune erschien zuerst auf Neustadt-Geflüster.


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