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„Dresdens Verkehrspolitik ist mehr als peinlich“

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„Man wird durch die Straßen Dresdens spazieren und es wird auffallen, wenn plötzlich ein Auto vorbeifährt. Man wird mehr Kinder auf den Straßen spielen sehen und ältere Menschen werden auf Bänken die Ruhe genießen. Es wird grüner sein und man kann guten Gewissens tief Luft holen.“ So schildert Student Karl Lampke seine Zukunftsvorstellung der Stadt Dresden.

Karl Lampke von Verkehrswende Dresden will eine mutige Verkehrspolitik.
Karl Lampke von Verkehrswende Dresden will eine mutige Verkehrspolitik.

Karl Lampke ist Pressesprecher des Bündnis‘ „Verkehrswende Dresden“. Dieses Bündnis ruft für nächsten Montag, den 15. April einen kreativen Aktionstag aus und veranstaltet selbst eine Demo. Der Zusammenschluss aus Umweltorganisationen, Parteimitgliedern, Verkehrsbündnissen und Aktiven fordert ein Umdenken in der Dresdner Verkehrspolitik hin zu klimaneutraler Mobilität und nachhaltiger Lebensqualität.

Wie könnte die Carolabrücke ohne Autos aussehen?

Der Demozug startet am Montag um 15.30 Uhr auf dem Jorge-Gomondai-Platz. Von 16 bis 17 Uhr verbleibt der Demozug auf der Carolabrücke und will dort familienfreundlich die Brücke umnutzen. „Bringt alles mit, was ihr lieber auf den Straßen hättet als Privatwägen: Schaukelstühle, Seifenblasen, Musikinstrumente“, kündigt der Flyer an.

Carolabrücke, im Hintergrund das Sächsische Staatsministerien für Finanzen und Kultus
Carolabrücke, im Hintergrund das Sächsische Staatsministerien für Finanzen und Kultus
„Wir fragen, wie könnte die Brücke genutzt werden, wenn es dort keine privaten Autos gäbe“, erklärt Karl Lampke. „Die Brücke ist momentan nur Transitraum , obwohl es doch ein schöner Platz ist, den man mit Leben befüllen kann.“ Für ihn ist die Brücke ein Paradebeispiel der rückwärts gewandten Stadtpolitik. Die Fahrradstreifen seien zu schmal für so viele Radfahrer*innen.

Am Montagnachmittag wird die Brücke anders aussehen

Picknickdecken sollen ausgerollt werden, das Küfa-Kollektiv „Black Wok“ sorgt für den kleinen Appetit und die Dresdner Demoband „ensemble incroyable“ lädt zum Tanzen ein. Die Stadtverwaltung Dresden teilte deshalb mit, dass die Fahrbahn der Carolabrücke in Richtung Altstadt für den Kraftverkehr zeitweise nicht befahrbar sein wird. Verkehrswende Dresden rät: Lieber Mitmachen statt im Stau stehen.

Die Forderungen des Bündnisses

  • Keine privaten PKW im städtischen Raum.
  • Null Treibhausgasemissionen aus dem Verkehrssektor bis 2025.
  • Gut ausgebauter und kostenloser ÖPNV.
  • Sicheres und flächendeckendes Radwegenetz

Eine autozentrierte Stadtpolitik ist für sie langfristig nicht hinnehmbar. „Sie ist teuer, ausgrenzend gegenüber Kindern und älteren Menschen, schmutzig, laut und nicht gut fürs Klima. Außerdem verbraucht sie eine Menge Platz, den man anders nutzen könnte“, erklärt Karl Lampke. Er verweist auf eine Statistik vom Umweltbundesamt, laut der fast 18 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen aus dem Verkehrssektor stammen.

Die Verkehrswende bei Fridays for Future. (Foto: Verkehrswende Dresden)
Die Verkehrswende bei Fridays for Future. (Foto: Verkehrswende Dresden)

Eine bloße Umstellung auf Autos mit Elektroantrieb ist für ihn allerdings keine Lösung.

„Der Platzbedarf für Elektroautos ist ebenfalls immens groß, die Fragen der klimaneutralen Stromerzeugung sind bis dato nicht geklärt, die Produktionsbedingungen für Batterien sind fragwürdig, die Feinstaubbelastung ist durch Brems-und Reifenabrieb weiterhin hoch und sicherer ist das Elektroauto auch nicht“, stellt Karl Lampke fest.

Stattdessen brauche man nach dem Bündnis neue Konzepte und Strukturen, die besonders im städtischen Bereich auf öffentliche Verkehrsmittel und das Fahrrad setzen. Ein erster Schritt wäre für ihn die konsequente Umsetzung des 2017 beschlossenen Radverkehrskonzepts. Nach Radwatch Dresden sind bislang erst 5 Prozent der Maßnahmen umgesetzt. Da bleibt wenig Zeit bis 2025, denn bis dahin sollen das Konzept realisiert sein.

    „Uns geht es nichts per se um die Verdrängung des Autos aus der Stadt. Es geht uns eher um den motorisierten Individualverkehr. Das öffentliche Dienstleistungen, wie die Müllabfuhr oder Rettungstransporter auf das Auto angewiesen sind, steht außer Frage.“ Karl Lampke

Der Student ist gespannt auf die Demo und sieht sie als Auftaktveranstaltung für weitere Verkehrswende-Aktionen. „Unsere Idole sind Kopenhagen, Amsterdam oder auch Berlin, sie waren auch mal Autostädte – das darf man nicht vergessen, aber sie haben die Transformation geschafft. Dresdens Stadtpolitik muss einfach mutiger werden, denn die Konzepte sind längst da.“

Verkehrswende selber machen:

  • Der Demozug „Verkehrswende Dresden“ startet am Montag, den 15. April um 15.30 Uhr auf dem Jorge-Gomondai-Platz. Von 16 bis 17 Uhr verbleibt der Demozug auf der Carolabrücke. Danach zieht er weiter Richtung Rathaus. Verkehrswende Dresden ruft zu weiteren kreativen Aktionen an diesem Tag auf.
  • Weitere Infos auf Facebook: www.facebook.com/VerkehrswendeDD
  • Informationen zum Radverkehrskonzept Dresden: www.radwatch-dresden.de

Voraussichtliche Verkehrseinschränkungen

Am Montag, 15. April 2019, kommt es voraussichtlich zwischen 16 und 18.30 Uhr zu Verkehrseinschränkungen auf der Albertstraße, der Carolabrücke und der St. Petersburger Straße bis zum Rathausplatz. Die Fahrbahn der Carolabrücke in Richtung Altstadt ist in dieser Zeit für den Kraftverkehr zeitweise nicht befahrbar. Grund für die Einschränkungen ist der Demozug „Verkehrswende Dresden“.

Der Beitrag „Dresdens Verkehrspolitik ist mehr als peinlich“ erschien zuerst auf Neustadt-Geflüster.


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